Gießener Anzeiger vom 16.01. zur Ortsbeiratssitzung am 14.01.2014

GIESSEN- RÖDGEN - (kg). „Das Bürgerhaus Rödgen hat eine Zukunft und steht nicht zur Disposition“, versicherte Stadträtin Astrid Eibelshäuser (SPD) dem Ortsbeirat und einem Dutzend Zuhörer bei der Sitzung am Dienstagabend. Trotz aller Sparzwänge der Stadt sollen die Bürgerhäuser erhalten bleiben, weil sie wichtige Funktionen für die Bürger erfüllen, so Eibelshäuser.
Für Irritationen hatte im Vorfeld der Tagesordnungspunkt „Zukunft des Bürgerhauses Rödgen“ gesorgt. Gemeint ist allerdings die Zukunft der Gaststätte (der Anzeiger berichtete ausführlich). Sadullah Güleç, Geschäftsführer der Stadthallen GmbH (SHG), der mit seiner Stellvertreterin Birgit Schulte die Sitzung besuchte, machte dies deutlich. Die „Krise“ der Gaststätte im Untergeschoss des Bürgerhauses zeichne sich seit zwei Jahren ab.

Wie Güleç berichtete, habe der Pächter „kein Auskommen mehr“. Am 31. März gehen zunächst die Lichter in den Räumen aus. Und ab 1. April müsse eine neue Lösung gefunden sein. Es dürfte schwer werden, einen neuen Pächterzu finden, so Güleç. Er vermutet, dass die Zahl der Gäste nicht ausreichen würde. Die SHG könnte sich eine Selbstversorgung bei Familienfeiern oder Partys in den Räumen vorstellen. Rödgen wäre damit das erste Bürgerhaus, wo man diese neue Form der Bewirtschaftung versuchen könnte. Werner Döring (SPD) verwies auf „einen sensiblen Bereich“ rund um das Bürgerhaus, nicht zuletzt wegen Lärmbelästigung. Ute Wernert- Jahn (CDU) ist skeptisch, ob das Bürgerhaus ohne Bewirtschaftung für diese Anlässe überhaupt attraktiv ist. Es gibt keine Neuausschreibung, unterstrich der SHG- Geschäftsführer, das habe man bewusst unterlassen, es würde „eine Verlängerung der Krise“ bedeuten. Schlauer sei es, über eine Zäsur nachzudenken, eine Krise könne man nicht durch eine Neuverpachtung abwenden.

Güleç sprach davon, dass es kein Catering geben wird: „Alle Bewirtungsszenarien sollen erlaubt werden.“ Den Mietern der Räume sollen keine Vorschriften gemacht werden. Jürgen Theis (FW) bemängelte, der Weg sei schon vorgezeichnet, es gebe wohl keine anderen Alternativen. Elke Victor (FW) schloss sich dem an und verlangte eine Ausschreibung, es könnten durchaus Pächter vorhanden sein, die mit einem entsprechenden Konzept wieder Leben in die Gaststätte bringen könnten.

„Notprogramm“

Nach einem „Notprogramm“ verlangte Christoph Thiel (CDU), denn der 1. April stehe vor der Tür. Insbesondere bei Beerdigungsfeiern müsse eine Lösung her, meinte Jürgen Becker (SPD). „Das Bürgerhaus Rödgen ist seit Jahren ein Zuschussbetrieb“, machte er deutlich. 63 000 Euro nannte er als Summe. Die Stadthallen GmbH habe schon seit Monaten von der Schließung gewusst, bemängelte Ute Wernert- Jahn. Angespannt verlief die Diskussion, mit einer gewissen „Schärfe“, wie Stadtverordnetenvorsteher Egon Fritz anmerkte, der dahingehend zu schlichten versuchte, es handele sich nicht um eine endgültige Festlegung, sondern um eine Informationsveranstaltung. Zu Wort kamen auch die Bürger. Man solle die Gaststätte mit dem Saal ausschreiben und dem Pächter Hausmeistertätigkeiten übertragen, schlug ein Rödgener vor. Auf jeden Fall müsse bei Veranstaltungen jemand als Ansprechpartner vor Ort sein und für Ordnung sorgen. Ortsvorsteher Dieter Geißler (SPD) gab den Beiräten als „Hausaufgabe“ bis zur nächsten Sitzung am 25. Februar den Auftrag, sich Gedanken über Lösungen für die Weiterführung von Gaststätte und Saal zu machen. Bis zum 1. April müsse überdies geregelt sein, dass Beerdigungsfeiern im Bürgerhaus stattfinden können, forderte er von der SHG.

Schlechtere Qualität und höhere Preise – der öffentliche Nahverkehr in Gießen kam nicht gut weg bei der Diskussion. Dr. Manfred Richter, Sachbearbeiter des Nahverkehrsplanes 2014, klärte über das Verfahren auf. 90 Anregungen finden sich im Internet zum umfangreichen Papier, am Linienverlauf der Linie 1 wurde nichts geändert. Derzeit werde ein neuer Entwurf des Planes erarbeitet, eine neue Vorlage kündigte Richter für März/April an. Den ursprünglichen SPD- Antrag zum Nahverkehrsplan wandelte der Ortsbeirat um und ergänzte ihn mit den Vorschlägen von Ute Wernert- Jahn. Sie hätte sich gewünscht, dass vor Antragstellung das Thema gemeinsam im Ortsbeirat besprochen wurde und forderte ein „Wir- Gefühl“ und mehr Gemeinsamkeit der Fraktionen. Die Rödgener verlangen dauerhafte Verbesserungen insbesondere auf der Linie 1 durch Verstärkung der eingesetzten Busse oder durch kürzere Taktzeiten und sie fordern eine Aufspaltung der Linie 1. Nicht erst in der Zukunft durch den Nahverkehrsplan, der Ende des Jahres in Kraft tritt, sondern umgehend. Von einer „menschenwürdigen Beförderung“ in den teilweise massiv überfüllten Bussen der Linie 1 war in der Begründung die Rede. Einstimmig verabschiedeten die Bürgervertreter das ergänzte Papier als gemeinsamen Antrag.

Einmütigkeit zeigte sich auch bei der Forderung, die Verbindungswege zu den Bushaltestellen „US- Depot“ in der Rödgener Straße und „Industriestraße“ (Udersbergstraße) so herzustellen, dass die Fahrgäste ihn gefahrlos nutzen können und es zu keinen gefährlichen Begegnungen zwischen Fußgängern und Autofahrern kommt. In der jüngsten Zeit entstanden immer wieder brenzlige Situationen, weil ein ordentlicher Weg und eine Straßenbeleuchtung fehlen.