Bericht des Gießener Anzeigers vom 01.07. zur Ortsbeiratssitzung vom 29.06.2010

Ruf nach Jugendsozialarbeit verhallt
Rödgen: Schmierereien und Zerstörungen - Sportplatz- Antrag - Scherer dämpft Erwartungen

(fod). Auf dem Friedhof in Rödgen hat es wieder Hakenkreuz- Schmierereien gegeben. Das berichtete auf der Ortsbeiratssitzung am Dienstag der SPD- Fraktionsvorsitzende Jürgen Becker. Und zwar mit Farbe, die sich laut Becker nicht einfach so wieder abwaschen lasse. Der stellvertretende Ortsvorsteher Christoph Thiel (CDU) sprach von einem „kriminellen Akt“. Wie die FW- Fraktionsvorsitzende Elke Victor hinzufügte, verstärkten die ebenso vermehrt umgetretenen Straßenschilder den Eindruck, „dass der Vandalismus in letzter Zeit zunimmt“. Sie regte daher an, die Aufsuchende Jugendsozialarbeit einzuschalten. Das hatte Ursula Seipp (SPD) bereits getan, doch nicht die erhoffte Reaktion erhalten. Von einer Fachamtsmitarbeiterin sei ihr mitgeteilt worden, dass die Situation dort nicht als gravierend eingeschätzt werde, berichtete Seipp. Und so rechnete Elke Victor „über kurz oder lang“ mit einer Anzeige und danach weiteren Schritten.

Zweifel äußerte Ortsvorsteher Dieter Geißler zum rechtzeitigen Abschluss der Baumaßnahmen an der Grundschule Rödgen. Dass diese, wie Stadtrat Harald Scherer ausführte, bis zum Ende der Sommerferien beendet sein sollen, hielt Geißler für unmöglich. Schließlich würden mit 500 000 Euro aus dem Konjunkturprogramm das Dach und die Außenfassaden aufwendig saniert, Fenster und Türen ausgewechselt. Der von der SPD eingebrachte Berichtsantrag an den Magistrat wurde einstimmig beschlossen.

In einem Dringlichkeitsantrag bat Jürgen Becker die Stadt, die seit langem geforderte Sanierung der Sportanlage des TSV Rödgen in den Haushaltsplan 2011 einzustellen. Da diese Mittel aufgrund vom RP verordneter Einsparungen im Plan von 2010 um 300 000 Euro gekürzt wurden, sei laut Becker der Eindruck bei Verein und Öffentlichkeit entstanden, dass die Sanierungsmaßnahme nicht mehr für 2011 vorgesehen ist. Zumal auch die Absichtserklärung herausgenommen worden sei. Harald Scherer entgegnete, dass man sich derzeit in der „Phase der Haushaltsaufstellung“ befände, in Rödgen jedoch die „Erwartungen nicht zu hoch stecken sollte“. Mit seinem einstimmigen Votum für den Antrag demonstrierte der Ortsbeirat seine Unterstützung für den Verein.

Befürchtungen ähnlicher Probleme wie 2006/07 bestehen wegen des geplanten Umleitungsverkehrs während der Bauarbeiten an der B 49. In einem SPD- Antrag bat Werner Döring den Magistrat, beim ASV Schotten auf eine andere Umleitungsführung hinzuwirken. Jürgen Becker erinnerte an die „Risse in den Hauswänden“, die damals durch die Lkws entstanden. Daher sollte man sich Gedanken machen, diese schon vor dem Ort umzuleiten. Dem schlossen sich die anderen Fraktionen in der Abstimmung an.

In zwei einzelnen Anträgen sprachen sich dann FW und SPD für eine Aufnahme des Ortsteils Rödgen in den Regionalverband „Gießener Land“ aus. Laut Elke Victor könnten somit besser Förderprogramme abgerufen werden, um etwa die Breitband- DSL- Internetverbindungen auszubauen. Denn aufgrund zu geringer Übertragungsraten herrsche insbesondere unter Rödgener Gewerbetreibenden „erhebliche Unzufriedenheit“, wie Jürgen Becker vermeldete. Bei jeweils einer Enthaltung gingen beide Anträge durch.

Schließlich informierten noch Betreiber Dietmar Klos und Diplom- Ingenieur Besim Krasnici über die geplante Biogasanlage. Diese werde etwa 600 Meter von der nächsten Wohnbebauung auf Busecker Gemarkung entfernt entstehen. Da der Biogasprozess zur Energieerzeugung aber unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinde, gäbe es keine Geruchsbelästigung. Die benötigte Gülle solle an einem Tag der Woche in vier, fünf Fuhren angeliefert und wieder abgeholt werden, teilten beide mit. Womöglich bietet sich ja hier eine Lösung für den von Dieter Geißler berichteten Neuwuchs der wegen ihres ätzenden Saftes gefürchteten Herkulesstauden, die gerade im Bereich Udersberg wieder überhand nehmen.